Donnerstag, 16. Dezember 2010

Eine Anmerkung zur "Gattin und Mutter" Stephanie zu Guttenberg


Was vollzieht sich in unserem Lande gerade? Wir sehen einen jungen konservativen Minister der CSU in Begleitung seiner Gattin bei deutschen Soldaten, die nach Ansicht des Ministers in Afghanistan „in kriegsähnlichen Zuständen“ stehen. Es handelt sich also um einen Frontbesuch. Zu Weihnachten. Die Frau des Ministers begründet ihre Teilnahme an der Reise: sie wolle „als Gattin und Mutter zu Weihnachten bei den Soldaten“ sein. Ich werde aufmerksam. Diese Klänge kenne ich. Von Goebbels. Was Stephanie zu Guttenberg hier in die Mikrofone säuselt, soll freundlich klingen. So familiär irgendwie. Auch irgendwie harmlos. Nett eben.
Was vollzieht sich in unserem Lande gerade? Wir sehen einen jungen konservativen Minister der CSU in Begleitung seiner Gattin bei deutschen Soldaten, die nach Ansicht des Ministers in Afghanistan „in kriegsähnlichen Zuständen“ stehen. Es handelt sich also um einen Frontbesuch. Zu Weihnachten. Die Frau des Ministers begründet ihre Teilnahme an der Reise: sie wolle „als Gattin und Mutter zu Weihnachten bei den Soldaten“ sein. Ich werde aufmerksam. Diese Klänge kenne ich. Von Goebbels. Was Stephanie zu Guttenberg hier in die Mikrofone säuselt, soll freundlich klingen. So familiär irgendwie. Auch irgendwie harmlos. Nett eben.


Doch ich frage mich: was vollzieht sich da grade im Lande? Was schleicht sich da ein in die Spaßgesellschaft? Was erlaubt sich der junge Minister da eigentlich, der im Moment von den Sympathien des Volkes getragen wird? Abgeordnete, die im Januar zu entscheiden haben, können Kundus nicht besuchen, aber die „Gattin und Mutter“, die über keinerlei Mandat verfügt, darf? Das ist kein Zufall. Hier geht es um die richtigen Bilder. Die einen „jungen aufstrebenden Politiker“ stärken sollen.

Dass ein „junger aufstrebender Politiker“ von den Sympathien des Volkes getragen wird, ist kein Zeichen von Qualität. Das eine lässt sich nicht aus dem andern ableiten. Wir kennen aus unserer Geschichte zahlreiche Beispiele, bei denen „junge aufstrebende Politiker“ ebenso „von den Sympathien des Volkes“ getragen wurden. Nicht immer zum Wohle des Volkes.
Doch das merkte man erst später.

Dass die Frau des Ministers kein Mandat hat, ist hinlänglich diskutiert worden.Was also tut sie an der Front? Sie will „als Gattin und Mutter“ bei den Soldaten sein. Sagt sie. Man darf von ihr erwarten, dass sie überlegt, was sie sagt. Denn schließlich ist die Reise gut vorbereitet worden. Insbesondere in Bezug auf die Presse. Die Worte werden also gewogen. Und die Wirkung der Worte kalkuliert. Die Sprache der Bilder ebenso. Nichts ist dem Zufall überlassen. Es soll harmlos wirken. Irgendwie privat. Menschlich eben. Die armen Jungs, die da zu Weihnachten ihren Dienst tun müssen! Da passt es gut, wenn die „Gattin und Mutter“ mal nach den Jungs schaut, die da ihren Buckel hinhalten für die Freiheit des Volkes.

Nun verhält es sich allerdings so, dass die Formulierung von der „Gattin und Mutter zu Weihnachten bei den Soldaten“ eine Geschichte hat in Deutschland. Eine sehr unrühmliche. Denn die Nationalsozialisten verstanden es auf perfide Weise, gerade in den Weihnachtstagen die Rolle der Frau als „Gattin und Mutter“ anzusprechen und für ihre Propaganda zu missbrauchen. Dicke kluge Bücher sind über dieses Thema geschrieben worden. Die Frau als „Gattin und Mutter“ hatte eine zentrale Funktion in der Propaganda. Und in der Propaganda kommt es auf die Wirkung der Bilder an. Und auf die Worte, die in der Zeitung stehen. Am besten wirken bewegte Bilder: Film eben. Das muss man bedenken.

Nun kann man Stephanie zu Guttenberg Ahnungslosigkeit und Harmlosigkeit unterstellen. So weit will ich nicht gehen. Man kann die ganze Angelegenheit unter „coole Aktion“ verbuchen, wie es jemand auf facebook getan hat, der dem Minister politisch nahe steht. Man kann alle diejenigen, die den Besuch kritisieren, als „Gutmenschen“ abtun, man kann sich gar am Protest aus der Opposition ergötzen und „Klasse! Coole Aktion!“ rufen und argumentieren „der Erfolg gibt dem Minister Recht“. Gemeint ist der mediale Erfolg. Denn politisch ist gar nichts geklärt in Afghanistan. Im Januar wird das Parlament erneut zu entscheiden haben.
Seien wir aber gutwillig. Unterstellen wir Stephanie zu Guttenberg nicht, dass sie ahnungslos und unbedacht ist. Nehmen wir an, sie sei eine kluge Frau, die sehr genau weiß, was sie sagt und was sie tut. Dann muss man fragen: Was bedeuten ihre Worte? Welche Funktion haben sie? Was ist ihre Botschaft? Wie „klingen“ diese Worte in der Bevölkerung? Wie klingt dieses „als Gattin und Mutter zu Weihnachten bei den Soldaten“? Es soll Gefühle ansprechen. Ja klar, was sonst. Instinkte. Der Mütterlichkeit, der Besorgnis um die „Jungs“ im fernen Lande.

Eben jene mütterlichen Impulse wusste Propaganda schon immer und in allen Kriegen zu bedienen. Da wurden Strümpfe gestrickt im Kriegswinter; da wurden „Pakete aus der Heimat“ gepackt zu Weihnachten; da wurde – in einer Ringschaltung bislang technisch einmalig und zur damaligen Zeit eine Sensation – zu Weihnachten 1940 vom Nordkap bis nach Afrika „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen – alles wohl kalkuliert und fein überlegt. Wegen der Wirkung auf die Gefühle.

Was also soll die Rede von der „Gattin und Mutter zu Weihnachten bei den Soldaten“? Es geht um weit mehr als eine harmlose, private Freundlichkeit. Es geht um Politik. Und es geht um die Sprache der Bilder.
Dieser Besuch soll die Stimmung in der Bevölkerung in Deutschland beeinflussen. Die Kritik am Afghanistan-Einsatz soll gemindert werden. Schließlich hat das Parlament kurz nach den Feiertagen erneut abzustimmen über eine erneute Verlängerung des Mandats. Der Zeitpunkt der Reise ist günstig gewählt. Die Menschen sind ohnehin eher milde gestimmt zum Fest.

Dass diese Reise eine Missachtung des Parlaments ist, ist hinlänglich diskutiert worden. Denn etliche Abgeordnete, die zu entscheiden haben, durften bislang nicht dorthin reisen. Aber eine Frau ohne Mandat. Weil ihr Mann das so entschieden hat. Er ist frei, zu wählen, wer ihn begleiten soll. Aber er hat die Wirkung zu bedenken. Und er hat sie bedacht.

Die Teilnahme der jungen „Gattin und Mutter bei den Soldaten zu Weihnachten“ war sorgfältig kalkuliert. Die Kritik der Opposition inklusive. Worauf der konservative Minister abzielt, der im Moment von einer Welle der Sympathie im Volke getragen wird – glaubt man den Umfragen -: er will „das Volk“ wieder enger mit den Soldaten verbinden. Er will ihre Gefühle ansprechen. Er will „das Volk“ wieder mehr zum Unterstützer der Soldaten werden lassen – die Kritik am Afghanistan-Einsatz geht ihm schlicht zu weit. Da passt der Besuch der „Gattin und Mutter zu Weihnachten bei den Soldaten“ perfekt. Nur: es handelt sich um Propaganda.
Deshalb, Frau zu Guttenberg, dass Sie als Gattin zu Propagandazwecken ihren Gatten stützen wollen, kann ich verstehen. Aber verrichten Sie bitte Ihre Propaganda nicht auf dem Rücken der Soldaten.

4 Kommentare:

  1. .
    Sehr geehrter Artikelschreiber

    Sie sehen hier eine junge Gattin eines ebenso jungen Ministers, die gerade die ganze BRD durch den Kakao zieht, das Volk beleidigt, die Regierung brüskiert, Goebbels Enkelin sein könnte, und, und, und...

    ICH sehe nichts anderes, als die junge Frau eines Mannes, den man zu deutschen Soldaten nach Afghanistan schickt, sehr wohl wissend, dass jene Soldaten dort absolut nichts zu suchen haben.

    Ich sehe ferner eine junge Frau, die nicht dumm ist, die in der Küche nicht gebraucht wird, die neugierig ist (wie alle Frauen) und die sich alleine Zuhause langweilt und lieber mit ihrem Mann durch die Gegend reist, wenn man DAS von ihrem Mann schon erwartet - denn sie ist schliesslich die Ehefrau ihres Mannes, hat die Souveränität in ihrem eigenen Haus, und ist nicht Untertan eines Verteidigungsminsters....

    ....und am wenigsten ist sie Untertan des Volkes, denn das deutsche Volk ist, mit Verlaub und allem Respekt, Souverän von Garnichts.

    Und ICH lese fernerhin die seltsamen Gedankengänge einen Artikelschreibers, der Dinge sieht, die meist nicht da sind, der vor Unterstellungen fast aus der Rolle fällt und mir beweist, dass er eigentlich nichts besseres zu tun hat, als hinter der Gardine auf Neuigkeiten zu hoffen, die man um jeden Preis analysieren kann.

    Als Ex-Deutscher könnte ich Ihnen eine gewisse, seltsame Geisteshaltung bescheinigen, denn intelligente und weitsichtige Menschen stehen für gewöhnlich etwas grosszügiger über den Dingen.

    Vielleicht wäre es ja ganz angebracht, wenn sich die Bürger der BRD wieder auf die alten Werte besinnen, die Deutschland einst gross machten, und sich von den heutigen, kleinlichen Dingen wieder lösen, die dieses Land zum Spielball anderer Nationen werden lassen.

    Aber, Möglicherweise ist ja diese Art der krampfhaften Suche nach "Negativem" bereits zum Kult in der BRD mutiert, ein Umstand, der ausserhalb der BRD sehr wohl zur Kenntnis genommen wird - aber nicht mehr sehr wohlwollend.

    Besinnliche Festtage und viel Erfolg mit diesem Blog

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  2. @Ex-Deutscher

    Wissen Sie, Ihr ganzer Kommentar ist von vorne bis hinten verlogen, strotz vor eingehämmerten Allgemeinplätzen und ist dennoch nichts weiter als der gute alte Vorwurf der "Nestbeschmutzung" wahlweise auch "Wehr-oder Wirtschaftskraftzersetzung" hübsch in politisch korrektes (oder stiefväterliches) Geschwätz verpackt das vor westlich-arroganter Leitkultur-Mentalität und Meuchelsemantik nur so strotzt.

    Mein Verdacht ist eher, sie haben als bekennender EX-Deutscher nun irgendwo Ihr Schäfchen ins Trockene gebracht halten irgendwo Hof und Siesta - freuen sich (das entnehme ich ihrer Ausdrucksweise "alter Schule" inkl. antiquiertem Menschen- und Rollenverständnis) über Pension, Rente, ausgezahlte Boni und glauben dem Jammertale entkommen zu sein.

    Sie leben in einer perfekten auf sie zugeschnittenen Illusion - und besitzen tatsächlich die Frechheit dem Autor eine"seltsame Geisteshaltung" attestieren wollen könnten.

    Mich persönlich stört es nicht wenn Sie sich gern ins Coca-Cola Märchenland des ungebremsten Aufschwungs wegschiessen um Ihre Lebensmärchen und Lebenslügen aufrecht erhalten zu können.

    Was mich stört ist, dass sie offensichtlich keine Ahnung haben was auf diesem "Gefängnisplaneten" vor sich geht.

    Ich stimme selten mit A.Jones 100%ig überein aber das ist wirklich ein vortrefflicher Begriff um den es sich lohnt sehr sehr tief nachzusinnen.

    Was nützten mir Kaviar u.Schampus wenn Sie mir vom Wachpersonal in die Hightech-Zelle mit Holodecktechnologie (zwecks Selbstbespassung) geliefert werden?
    Mich dankbar, weitsichtig und intelligent zeigen zu dürfen ?

    rugay

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  3. Gleich dazu: Ich bin NICHT der Autor des hier diskutierten Artikels.

    rugay

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  4. Dankeschön rugay für deinen Beitrag. Ich muss dir sagen, dass viele Menschen auf diesem Planeten immer so bleiben werden, denn sie wollen, können und werden es nie so sehen wie wir. Für mich ist es klar wie ich diese Reise von Guttenberg zu verstehen bzw. anzusehen habe.

    1. Es herrscht Krieg, Menschen werden unnötig umgebracht!
    2. Vom Grundgesetz der BRD, ist es der BRD unterlassen Krieg zu führen!
    3. Das letzte Mal als Deutschland im Krieg war, war nun mal der zweite Weltkrieg, daher mein Vergleich zu Guttenberg und Göbbels.

    OFFTOPIC FÜR LESER AUS DEUTSCHLAND:

    Am 7.12.2010, an einem meiner Seminare, erzählte eine Frau vor den versammelten Seminarteilnehmern, folgendes; Ihre Freundin wäre bei den Linken etwas Höheres auf EU-Ebene und diese Freundin erzählte ihr, dass nächstes Jahr ein Gesetz EU-weit erlassen werden soll, welches die Grippe-Impfung zur Pflicht erklären würde. Und mit dieser Grippe-Zwangs-Impfung solle der Chip (in der Nadelspitze) gesetzt werden. Das Gesetz läge fix und fertig in der Schublade. Es waren 12 Zeugen anwesend. Warnt Eure Freunde!

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