Mittwoch, 20. April 2011

Libyens Großer menschgemachter Fluss

Amerikas geführter NATO-Krieg wurde lange geplant. Alle militärischen Interventionen erfordern Monate der Vorbereitung, wie etwa:

    -Ziele und Strategie des Konfliktes
    -Koalitionspartner verpflichten
    -Auswahl der Kampfziele
    -politische und öffentliche Unterstützung fördern
    -Truppen formieren
   -in Libyen sogenannte Rebellen anwerben, bezahlen + bewaffnen;
                                                 -imperiale Pläne nach dem Konflikt.
Washington will einen Despoten mit einem anderen austauschen, eine nützliche Marionette, die Befehle begrüßt und befolgt, nicht solche wie Gaddafi mit eigenen Meinungen, der zwar meistens einverstanden war, aber nicht immer in allen Fragen, einige so bedeutend, dass man ihn weghaben möchte. Eine Frage, wichtig und übersehen, wird weiter unten diskutiert.
Andere Ziele sind, Libyen zu kolonisieren, es zu balkanisieren wie Jugoslawien und Irak, die Entstehung von Demokratie zu verhindern, seine staatlichen Unternehmen zu verstaatlichen, das Volk auszubeuten, neue Pentagonbasen zu errichten, das Öl und andere Ressourcen zu kontrollieren, darunter eine Schlüsselressource, die wenig Aufmerksamkeit gefunden hat – Libyens Großen menschgemachten Fluss (GMR).




Das Nubische Sandstein Aquifer System (NSAS) liegt unter vier nordafrikanischen Staaten – Tschad, Ägypten, Sudan und Libyen – und ist der Welt größtes fossile Wassersystem, weil es alt und nicht erneuerbar ist. Tatsächlich nennt es schon die 2. Sure, Vers 74 im Koran:
„Unter den Felsen gibt es manche, aus denen Flüsse entspringen; andere, wenn sie sich spalten, schicken Wasser an die Oberfläche.“
Es gibt drei größere Aquifers unter der Sahara, wobei NSAS, das größte, geschätzte 375 000 Kubikkilometer Wasser enthält.


Libyens asser-Pipelinesystem
Es umfasst zwei Millionen Quadratkilometer – ein Ozean unter der Wüste für Bewässerung, menschlichen Verbrauch und andere Zwecke. Bei einem Verbrauch wie im Jahre 2007 kann es tausend Jahre reichen. Gaddafi nennt NSAS das „Achte Weltwunder“. Auf der NSAS-Webseite heisst es, dass es das größte unterirdische Netzwerk aus Rohren und Aquadukten in der Welt darstellt. Es besteht aus:
  • über 1300 Brunnen;
  • 11.2 Millionen km vorgespanntem Stahl, um die 4 m dicken Rohre zu verstärken;
  • 3500 km Pipelines, die ein Gebiet von der Größe Westeuropas abdecken;
  • vier Pipelines – zwei im Westen, zwei im Osten, die Verbindungen nach Norden haben; und
  • tausenden Kilometern Straßen, die die verschiedenen Rohre und Infrastruktur miteinander verbinden und täglich 6.5 Millionen Kubikmeter frisches Wasser an Libyer und andere in der Region liefern. Das Wasser wird aus 5-800 m Tiefe hochgepumpt, gereinigt und hauptsächlich an die Städte an der Küste geliefert.
Geplant wurde es 1960 und die Machbarkeitsstudien wurden 1974 durchgeführt. Der Bau begann 1984, aufgeteilt in fünf Phasen, jedes zuerst separat und dann zu einem integrierten System verbunden. Es wurde von Gaddafi ohne Darlehen von anderen Ländern oder westlichen Banken finanziert und kostete bis jetzt 25 Milliarden Dollar.
Es wurde 1991 eingeweiht – Phase I liefert 2 Millionen Kubikmeter Wasser täglich entlang einer 1200 km langen Pipeline zwischen As-Sarir und Tazerbo bis Bengazi und Sirt via dem Ajdabiya Reservoir. Phase II liefert täglich 1 Million Kubikmeter aus der Fezzan Region nach Tobruk und der Küste von dem neuen Quellfeld al-Jaghboub durch eine 500 km lange Pipeline.
Die abschließenden Phasen sollen das Verteilernetz von Pipelines ausweiten und das Ajjabiya Reservoir mit Tobruk verbinden, danach die östlichen und westlichen Systeme bei Sirt zu einem einzigen integrierten Netzwerk miteinander verbinden. Wenn es fertig ist, hofft Gaddafi, die Wüste so grün wie die Fahne Libyens machen zu können.
Das Projekt ist im Besitz der GMMR-Behörde und wurde, wie oben erklärt, von Gaddafis Regierung finanziert. Durch den andauernden Krieg wird das System in Gefahr gebracht und damit auch Gaddafis Traum, die Wüste grün zu machen.

Grüne Felder in der Wüste
Am 3. April titelte AFP „Libyen wird von einer Katastrophe bedroht, wenn der 'Große menschgemacht Fluss' getroffen wird“, wo es heisst:

„Wenn der GMMR bombardiert wird, könnte das eine menschliche und umweltliche Katastrophe hervorrufen“. Libyen hat drei Untergrundpipelinesysteme – für Erdöl, Gas und Wasser. Wenn eins getroffen wird, können die anderen beschädigt werden, mit katastrophalen Folgen. Abdelmajid Gahoud sagt: „Wenn ein Teil der Infrastruktur beschädigt wird, wird das Ganze beeinträchtigt und das massive Ausströmen von Wasser könnte eine Katastrophe verursachen“. Dadurch würden Millionen Libyer ohne Frischwasser sein; 70 % von 6.5 Millionen Menschen, die mit Trinkwasser, für Bewässerung und andere Zwecke beliefert werden.

Außerdem, wenn Gaddafi vertrieben wird, dann wird das Unternehmen privatisiert und das Wasser wird für viele, vielleicht die meisten Libyer, unerschwinglich. Mit anderen Worten wird die neoliberale Kontrolle das Wasser zum größtmöglichen Gewinn ausbeuten.

Abschließender Kommentar
Am 13. April schrieb Ellen Brown in Truthout den Artikel „Libyen: Geht alles um Öl oder alles um die Banken?“, worin sie eine wichtige, leicht zu übersehende Frage anschnitt:
„Die libyschen Rebellen nahmen 'time out' von ihrer Rebellion im März, um ihre eigene Zentralbank zu gründen (Zentralbank von Bengazi)“, suggerierend, dass andere mit insider-Kenntnissen die Pläne dafür seit Monaten fertig hatten.
In einem früheren Artikel wurde General Wesley Clarks Buch „Winning Modern Wars“ (Moderne Kriege gewinnen) zitiert: Zwei Monate nach 9/11, sagten ihm Pentagon-Quellen, wurden Kriegspläne gegen Irak, Syrien, Libanon, Iran, Somalia, Sudan und Libyen ausgearbeitet.

„Was haben diese sieben Länder gemeinsam?“ fragte Brown. „Keines (wie auch Afghanistan) gehört zu den 56 Mitgliedsbanken der Bank für International Settlements“.
Das ist die Zentralbank für die Zentralbanker, ein Bankboss der Bosse, keiner Regierung verantwortlich, im privaten Besitz seiner Mitglieder, die mächtigsten mit dem größten Einfluss.

Außenseiter stehen natürlich „außerhalb (ihres) langen regulatorischen Arms“. Monate, bevor Amerika Irak angriff, begann Saddam das Erdöl für Euros und nicht Dollars zu verkaufen, womit er die Reservewährung und die Petro-Dollar Dominanz bedrohte. Gaddafi „machte einen ähnlichen gewagten Schachzug“, eine Initiative, den Dollar mit „dem Gold-Dinar“ zu ersetzen, wobei er auf „einen vereinigten afrikanischen Kontinent (unter) dieser einen Währung erhoffte.“


Viele arabische und afrikanische Länder hießen diese Idee gut, aber nicht Amerika und der Westen; „der französische Präsident Niclas Sarkozy nannte (Gaddafi) eine Bedrohung für die finanzielle Sicherheit der Menschheit“. Er ließ sich nicht beirren.

Darüberhinaus ist „die Zentralbank von Libyen zu 100% im Eigentum des Staates. Mit anderen Worten, sie schafft ihr eigenes Geld, den libyschen Dinar, für produktive ökonomische Zwecke ohne Zinsen, nicht Profite und Bonuse für räuberische Banker.
Die Folge war, dass das imperiale Washington, England und Frankreich Libyen auf ihre „globale (Hitliste setzten, um es) in ihren Korb mit gefügigen Nationen zu bringen“, auf Kosten seiner eigenen internen Interessen. Die umfassen die Entwicklung der Öl- und Gasindustrie, Projekte zur Begrünung der Sahara, Gesundheitsfürsorge und andere wesentliche soziale Dienste mit den Erdöleinnahmen und dem von der Zentralbank geschaffenen Geld.


„Geht dieser neue Krieg nun um Erdöl und nur um das Bankwesen?“ fragte Ellen Brown. „Vielleicht beides – und auch um Wasser“, wenn man bedenkt „dass Energie, Wasser und reichliche (zinslose) Darlehen zur Entwicklung der Infrastruktur, um sie zu gewinnen, ein Land frei (von) ausländischen Kreditgebern macht“, insbesondere den räuberischen Kreditgebern im Westen, die Länder in die Schuldenfalle locken um noch größere Gewinne zu machen.

Vielleicht war das Saddams eigentliche Drohung und jetzt die von Gaddafi und anderen Ländern auf der Hitliste des Pentagon.
Weitere Bilder über den GMR sind hier zu sehen.




Danke Tlaxcala
Quelle: http://www.uruknet.de/?s1=1&p=76880&s2=17
Erscheinungsdatum des Originalartikels: 15/04/2011

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