Dienstag, 16. Juni 2015

Das nahende Ende von Erdoğan


Das nahende Ende des Systems Erdoğan von Thierry Meyssan Thierry Meyssan, der schon im Dezember 2014 den Sturz von Recep […]



Der Islamist Recep Tayyip Erdoğan übernimmt die Nachfolge von Saudi-Prinz Bandar Bin Sultan nach dem Attentat, das ihn im Jahr 2012 von der Bühne entfernt hatte und wird Koordinator des internationalen Terrorismus. Er übernimmt die Nachfolge von Katar im Jahr 2014, als Katar darauf verzichten muss, die Muslimbruderschaft zu sponsern und wird damit der wahre Führer der Bruderschaft. Durch seinen Erfolg verblendet hält er sich für die Vereinigten Staaten für unersetzlich und verstößt gegen die Regeln der NATO, indem er den Türkisch-Stream-Vertrag mit Russland unterschreibt.
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Thierry Meyssan, der schon im Dezember 2014 den Sturz von Recep Tayyip Erdoğan angekündigt hatte, während alle internationalen Kommentatoren daran festhielten, das er die Wahlen gewinnen werde, kommt hier auf die Karriere des türkischen Präsidenten zurück. Er beleuchtet in dieser Synthese die Verbindungen der AKP mit der Muslimbruderschaft und die Rolle von Erdoğan in der Koordination des internationalen Terrorismus nach dem Attentat gegen den Saudi-Prinz Bandar Bin Sultan.

Misserfolg bei den Parlaments-Wahlen

Das Ergebnis der türkischen Parlamentswahlen bedroht nicht nur die Projekte von Recep Tayyip Erdoğan, der sich bereits als neuer Sultan betrachtet, sondern sogar die Macht seiner Partei, der AKP. Die anderen drei Parteien (die konservative „Partei der Nationalistischen BewegungMHP und die „Republikanische VolksparteiCHP und die linke „Demokratische Partei der VölkerHDP) haben erklärt, keine Koalitionsregierung mit ihr bilden zu wollen und – im Gegenteil – zu dritt eine Koalition bilden zu wollen. Falls es ihnen innerhalb von 45 Tagen nicht gelingt, werden sie entweder den Sozialisten die Bildung einer Regierungskoalition anvertrauen – eine Option, die bereits von der AKP abgelehnt wurde -, oder neue Wahlen einberufen.

Dieses Szenario scheint unwahrscheinlich, wie das Ergebnis der Wahl fast allen politischen Kommentatoren bis zu den  Wahlen am 7. Juni als unmöglich erschien.  Erdoğan trotzte jedoch mit der Unterschrift vom 1. Dezember 2014 unter ein Wirtschaftsabkommen mit Wladimir Putin, das Putin gestattet, die Sanktionen der Europäischen Union (Türkisch-Stream) zu umgehen, den impliziten Regeln der NATO. Damit wurde er sowohl für Washington als auch für Brüssel zum Feind. Deshalb haben die USA während des Wahlkampfes heimlich daran gearbeitet, um den Sturz der AKP einzuleiten.
Für diese Wahl hatte sich Erdoğan das Ziel gesetzt, 400 der 550 Parlaments-Sitze zu gewinnen. In Wirklichkeit erhoffte er sich 367 Sitze, um sich eine maßgeschneiderte Verfassung zu geben, die ihm volle Exekutivbefugnisse gewähren sollten. Sonst hätte er sich mit lediglich 330 Sitzen begnügt, was ihm ermöglicht hätte, eine Volksabstimmung einzuberufen, um den Verfassungsentwurf mit einfacher Mehrheit durchzubringen. Wie auch immer, er brauchte 276 Sitze für die parlamentarische Mehrheit, aber er hat nur 258, was nicht ausreicht, um die Macht allein zu behalten.
Die seit 2002 andauernde Vorherrschaft der AKP erklärt sich durch die ihre guten wirtschaftlichen Ergebnisse und die Spaltung der Opposition. Aber die türkische Wirtschaft ist in vollem Abrutschen: die Wachstumsrate, die während eines Jahrzehnts bei etwa 10 % lag, ist während des Krieges gegen Libyen, und dann während der geheimen Operation gegen Syrien gesunken. Sie liegt derzeit bei 3%, könnte aber schnell ins Negative abrutschen. Die Arbeitslosigkeit steigt plötzlich und erreicht 11%. Diese Kriege wurden in Wirklichkeit gegen Verbündete und unverzichtbare Wirtschaftspartner der Türkei geführt. Die Spaltung der Opposition, welche die CIA in der Vergangenheit förderte, wurde nun schnell rückgängig gemacht.
Die Sache war angesichts  der Litanei an Beschwerden über den Autoritarismus von Erdoğan recht einfach. Die Union der Opposition hatte bereits im Juni 2013 existiert, als die Taksim Gezi Park-Demos stattgefunden haben. Aber die Bewegung scheiterte zunächst, weil Erdoğan damals von Washington unterstützt wurde und weil sie ein städtischer Aufstand blieb. Zu der Zeit protestierten die Demonstranten wohl gegen ein Immobilien-Projekt, aberin erster Linie gegen die Diktatur der Muslimbruderschaft und den Krieg gegen Syrien.
Als die AKP erkannte, dass diese Bewegung sie nicht stürzen konnte, glaubte sie zu Unrecht, dass sie unbesiegbar wäre. Daher versuchte sie, ihr islamistisches Programm (Schals für Frauen, Verbot des Zusammenlebens für Alleinstehende beider Geschlechter, usw…) mit Gewalt durchzuziehen. Und das noch, als das reine Bild des Sultans plötzlich durch die Enthüllung der Korruption seiner Familie in Frage gestellt wurde. Im Februar 2014 hörte Erdoğan – man im Rahmen einer angeblichen Telefonabhörung – seinen Sohn bitten, 30 Millionen Euros in bar zu verstecken, bevor die Polizei eine Durchsuchung startet [1].
Da kam viel zusammen, ganz zu schweigen von der Säuberungsaktion gegen die Anhänger seines ehemaligen Verbündeten Fethullah Gülen [2], der massenhaften Inhaftierung von Generälen, Anwälten und Journalisten [3], und dem Verstoß gegen die den Kurden gegebenen Versprechen und den Bau des größten Präsidentenpalastes der Welt.

Dieser Fehlschlag ist das Ergebnis seiner Außenpolitik

Die Niederlage von Recep Tayyip Erdoğan kommt nicht von internen Entscheidungen, sie ist die direkte Folge seiner Außenpolitik. Außergewöhnliche wirtschaftliche Ergebnisse seiner frühen Jahre wären nicht ohne die heimliche Hilfe der Vereinigten Staaten möglich gewesen, die aus ihm den Führer der sunnitischen Welt machen wollten. Sie wurden im Jahre 2011 durch die Teilnahme Ankaras an die Zerstörung von Libyen gestoppt, das zuvor der zweitgrößte Wirtschaftspartner war. Die Türkei hat die historischen Beziehungen auferstehen lassen, die sie mit dem Stamm der Misuratas hatte, vor allem mit den Aghdas, d.h. türkischen, zum Islam konvertierten Juden, die sich im 18. und 19. Jahrhundert in Libyen niedergelassen hatten.
Der Türkei war bewusst, dass sie mit dem Angriff auf Libyen einen sehr wichtigen Markt verlieren würde, aber sie hoffte, die Führung der unter Kontrolle der Muslimbruderschaft stehenden Regierungen – wie schon in Tunesien schon geschehen – in Libyen, Ägypten und Syrien einzunehmen. Was tatsächlich in den ersten beiden Staaten im Jahr 2012 eintraf, aber nicht andauerte.
Ankara engagierte sich im Kampf gegen Syrien. Es war auf türkischem Boden, auf dem die NATO die zentrale Koordination der Operationen installierte. Während des ersten Krieges (der vierten Generation), von Februar 2011 bis zur Genf I-Konferenz  im Juni 2012, transferierte die NATO die Kämpfer von al-Kaida aus Libyen in die Türkei, um die “Freie Syrische Armee“ [FSA] zu schaffen. Erdoğan begnügte sich damit, als ’Flüchtlingslager’ getarnte Basen bereitzustellen, während die verblendete westliche Presse darin nur eine “demokratische Revolution” (sic), im Einklang mit dem “arabischen Frühling” (Re sic) sah.
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Am 16. April 2014 veröffentlichte die türkische Presse ein Foto von Abu Muhammad, einem der Offiziere von ISIS, der von der syrischen arabischen Armee in Idlib schwer verletzt worden war, und dann von dem MIT in die Türkei gebracht wurde und auf Kosten der türkischen Steuerzahler in einem öffentlichen Krankenhaus in Hatay behandelt wurde.
Im Juni 2012 konnte der Wahlsieg der Muslimbruderschaft in Ägypten eine glänzende Zukunft der Bruderschaft erahnen lassen. Also verfolgte Erdoğan das Projekt von Hillary Clinton, von General David Petraeus und François Hollande, den Krieg gegen Syrien wiederzubeleben, aber diesmal auf nicaraguanische Art und Weise. Es ging nicht mehr darum, eine verdeckte Operation der NATO zu unterstützen, sondern um eine zentrale Rolle in einem sehr großen klassischen Krieg zu spielen.

Recep Tayyip Erdoğan, Koordinator des internationalen Terrorismus

Als im Juli 2012 die Achse des Widerstands auf die Ermordung der Mitglieder des nationalen syrischen Sicherheitsrates mit dem Versuch reagierte, den saudischen Prinz Bandar Bin Sultan zu ermorden, ergriff Recep Tayyip Erdoğan seine Chance. Er ersetzte Saudi-Arabien in der Handhabung des internationalen Terrorismus durch die Türkei.
In zwei Jahren reisten mehr als 200.000 Söldner aus den vier Ecken der Welt durch die Türkei, um in Syrien Dschihad zu machen. Der MIT - der türkische Geheimdienst – richtete ein umfangreiches System der Waffen- und Geldverteilung ein, um den Krieg zu unterhalten, hauptsächlich zu Lasten von Katar und von der CIA überwacht.
Erdoğan installierte drei al-Kaida-Ausbildungslager auf seinem Boden in Şanlıurfa (syrische Grenze), in Osmaniye (neben dem NATO-Stützpunkt Incirlik), und in Karaman (in der Nähe von Istanbul), wo er eine Akademie des Terrorismus in der Tradition der School of the Americas organisierte [4], [5].
Die türkische Polizei und Justiz haben nachgewiesen, dass Erdoğan – wie der ehemalige US-Vizepräsident Dick Cheney – ein persönlicher Freund von Yasin al-Qadi, dem „al-Kaida-Banker“ war. Auf jeden Fall wurde er so vom FBI und der UN bezeichnet, bis er von der internationalen Terroristenliste im Oktober 2012 entfernt wird. Während des Zeitraums, in dem er international gesucht wurde, kam Yasin al-Qadi per Privatflugzeug heimlich nach Ankara. Die Leibwachen von Erdoğan kamen ihn auf dem Flughafen abholen, nicht ohne zuerst die Überwachungskameras abgeschaltet zu haben [6].
Am 18. März 2014 konnte man in einer auf YouTube veröffentlichten Aufnahme einen Direktor der Turkish Airlines, Mehmet Karataş,  hören, als er sich bei dem Berater von Erdoğan,nämlich Mustafa Varank, beschwerte, dass seine Firma von der Regierung benutzt werde, um heimlich Waffen an Boko Haram in Nigeria zu liefern. Der Beamte bedauerte nicht das Völkerrecht verletzt zu haben, bedauerte aber, dass diese Waffen verwendet werden könnten, um sowohl Christen als auch Muslime zu töten.
Im Mai 2014 transferierte der MIT per Sonderzug an ISIS jede Menge schwerer Waffen und neue Toyota Pick-ups, die von Saudi-Arabien gesponsert wurden. Das Islamische Emirat, das damals nur eine Gruppe von ein paar hundert Kämpfern war, verwandelte sich in einem Monat in eine Armee von zehntausenden Mann und marschierte in den Irak ein.
In den letzten vier Monaten bis 2014 verhinderte die Türkei, dass die Kurden der PKK den Kurden von Kobane (Ain al-Arab) beistanden, als die Stadt von dem ISIS angegriffen wurde. Im Gegenteil, viele Journalisten haben bestätigt, dass die Dschihadisten die Grenze frei überqueren konnten [7].
Am 19. Januar 2015 hat die Gendarmerie auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Konvoi mit Waffen abgefangen, die für den ISIS bestimmt waren. Die Suche wurde jedoch gestoppt, als sich herausstellte, dass der Konvoi von Beamten des MIT geführt wurde. Später wurden die Staatsanwälte und der Oberst der Polizei wegen “Hochverrats” (SIC!) verhaftet. Während der Untersuchung zu dem Prozess ließ ein Richter wissen, dass der MIT im ganzen 2 000 LKWs voller Waffen für ISIS gechartert hatte. [8].
Das Rückgrat des türkischen terroristischen Systems ist leicht erkennbar: 2007 zeigte die Militär-Akademie West Point, dass die Männer des Islamischen Emirats im Irak von al-Kaida in Libyen (GICL) stammen. Die gleichen Söldner dienten zum Sturz von Muammar el-Gaddafi im Jahr 2011 [9], und dann, um die Freie Syrische Armee (die “Moderate”) zu bilden [10]. Die syrischen Mitglieder des Islamischen Emirats im Irak haben die al-Kaida in Syrien (al-Nusra Front) aufgestellt. Viele libysche und syrische Kämpfer sind in das Islamische Emirat im Irak zurückgekommen, als es in «ISIS» umbenannt wurde und Führungskräfte an Boko Haram (Nigeria) entsandte.

Öffentliche Beteiligung der Türkei am Konflikt

Die Türkei zog einen großen Vorteil aus dem Krieg gegen Syrien. Zuerst durch die Organisation der Plünderung archäologischer Schätze. Ein öffentlicher Markt wurde sogar in Antiochia installiert, so dass Sammler aus der ganzen Welt gestohlene Teile kaufen und besondere Werke bestellen konnten. Weiterhin durch die Organisation der industriellen Plünderungen von Aleppo, der ökonomischen Hauptstadt Syriens. Die Industrie-und Handelskammer von Aleppo hat nachgewiesen, wie die Fabriken systematisch abmontiert wurden, die Werkzeugmaschinen unter dem wachsamen Auge des MIT in die Türkei gebracht wurden. Die Syrer haben vor Gericht geklagt, aber ihre türkischen Anwälte wurden sofort von der Regierung Erdoğan verhaftet und sind immer noch hinter Gittern.
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Hakan Fidan wurde nach seiner Ausbildung in den Vereinigten Staaten während des Kosovo Krieges (1998) der Verbindungsoffizier zwischen dem NATO-Generalstab und der Türkei. Als Vertrauensmann von Recep Tayyip Erdoğan wurde er 2003 Direktor der TIKA, der Agentur, die Verbindungen mit dem türkischen Zentralasien aufbaut und die den Hizb Ut-Tahrir unterstützt (ein Ableger der Muslimbruderschaft, der eine Terrorkampagne im Fergana-Tal betreibt). Im Jahr 2007 trat er in das Kabinett von Ministerpräsident Erdoğan ein und wurde Verwalter der IAEO. Im Jahr 2010 wurde er Leiter des Geheimdienstes (MIT). Er organisiert die Lager der Dschihadisten in der Türkei und deren Versorgung in Syrien, einschließlich Daesh. Vor allem versuchte er die Vereinigten Staaten in den Krieg gegen Syrien zu verwickeln, indem er den chemischen Angriff von der Ghuta organisierte und ihn Präsident Al – Assad (August 2013) zuschrieb. Nach der Unterzeichnung des Türkisch-Stream Abkommens mit Russland geriet er in Konflikt mit Herrn Erdoğan und tritt zurück, aber am 9. März 2015 verzichtet er auf die Wahlen und nimmt seinen Posten als Leiter des Geheimdienstes wieder auf.
Die türkische Armee hat seit langem nur Spezialeinheiten nach Syrien geschickt – mehrere türkische Soldaten wurden von der syrischen arabischen Armee gefangen genommen -. Jedoch koordinierte sie den Angriff auf das christliche Dorf Malula im September 2013; ein Dorf, das kein strategisches Interesse bietet, aber welches die älteste christliche Kultstätte der Welt ist. Vor allem im März 2014 drang die türkische Armee in Syrien ein, um die Dschihadisten der Al-Nusra Front (Al-Qaida) und die (pro-Saudi) Armee des Islams bis zur armenischen Stadt Kassab zu eskortieren, mit dem Auftrag die Einwohner zu massakrieren, deren Großeltern vor dem Genozid durch die Osmanen geflohen waren [11]. Es überrascht nicht, Frankreich und die Vereinigten Staaten waren gegen eine Verurteilung der Aggression im Sicherheitsrat. In der Folge ist die türkische Armee mehrmals in syrisches Gebiet eingedrungen, aber hat nie andere Schlachten geliefert.

Das Gewicht der Verbrechen von Recep Tayyip Erdoğan

Die türkische Presse hat die Verbrechen der Regierung Erdoğan ausführlich behandelt, was ihr die alewitischen (verwandt mit den Alawiten) und kurdischen Stimmen dauerhaft entfremdet hat. Erstere unterstützen massiv die CHP und Letztere die HPD. Aber das genügt nicht, um den neuen Sultan zu Fall zu bringen.
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Im September 2012 schmiedeten Erdoğan, François Hollande und Laurent Fabius ein Komplott, um Präsident Bachar Al-Assad zu ermorden. Der Vorgang ist fehlgeschlagen.
Der Fehler fand am 1. Dezember 2014 statt, als Erdoğan ein gigantisches Wirtschaftsabkommen mit Präsident Putin unterzeichnete, den er wie einen Zar und somit als Modell betrachtet. Vielleicht fürchtete er, dass sich die USA gegen ihn wenden würden, nachdem Syrien gefallen ist, so wie sie gegen Saddam Hussein vorgegangen sind, als der Iran erschöpft war. Als er sich jedenfalls sich anschickte, auf zwei Seiten zu spielen, im Osten und im Westen, hat Erdoğan die ununterbrochene Unterstützung verloren, welche die CIA ihm seit 1998 versicherte.

Der Lebenslauf von Recep Tayyip Erdoğan

Als junger Mann gedachte Erdoğan, Karriere im Fußball zu machen. Als Anführer mit charismatischer Persönlichkeit lebte er auf der Straße mit einer Gruppe von Straftätern. Er schloss sich schnell der Milli Görüş (wörtlich: “Nationale Vision”, muss im Zusammenhang mit der Zensur als “Politischer Islam” verstanden werden) von Necmettin Erbakan an, dessen Programm die Re-Islamisierung der Gesellschaft war. Er engagierte sich in einer extremen Rechten anti-kommunistischen Gruppe und beteiligte sich an verschiedenen anti-jüdischen und anti-Freimaurer-Demonstrationen.
Im Jahr 1991 ins Parlament gewählt, wurde ihm dann wegen dem Putsch und der Repression gegen die Islamisten verboten, seine Funktionen auszuüben. 1994 zum Bürgermeister von Istanbul gewählt, diente er, ohne seine islamische Vision aufzudrängen. Jedoch zu derZeit, als seine Partei verboten war, wurde er wegen des Rezitierens eines pan-türkischen Gedichtes während einer seiner Reden verurteilt. Er bekam 4 Monate Gefängnis und es wurde ihm verboten, an den Wahlen teilzunehmen.
Wieder auf freiem Fuß, behauptete er, mit den Fehlern der Vergangenheit gebrochen zu haben. Er hat seine antiwestliche Rhetorik abgelegt, welche die Spaltung der Bewegung von Necmettin Erbakan verursachte. Mit Hilfe der US-Botschaft gründete er dann die AKP, eine islamistische und atlantische Partei, in die er nicht nur seine Freunde von der Milli Görüş, sondern auch die Anhänger von Fetullah Güllen und die ehemaligen Anhänger von Turgut Özal integrierte. Letzterer war sunnitischer Kurde, der von 1989 bis 93 Präsident war. Die AKP hat die 2002 Wahlen gewonnen, aber sie wurden annulliert. Dann gewann die AKP auch die Wahlen von 2003 und Erdoğan wurde türkischer Ministerpräsident, da sein politisches Verbot zu Ende war.
An der Macht vergaß Erdoğan, seine islamistischen Ansichten durchzudrücken. Er entwickelte die Wirtschaft mit Hilfe der Vereinigten Staaten, und ab 2009 setzte er die Theorie von Professor Ahmet Davutoğlu um (ein Schüler von Fetullah Gülen) “null Probleme mit den Nachbarn”. Es ging darum, die vom Osmanischen Reich geerbten Konflikte mit einem Jahrhundert Verspätung zu lösen. Unter anderem schuf er im Jahr 2009 mit Syrien und dem Iran einen gemeinsamen Markt, der einen regionalen wirtschaftlichen Aufschwung verursachte.

Die AKP und die Muslimbruderschaft

Obwohl sie eine andere Geschichte hatte, zeigte die Milli Görüş immer Interesse für die ägyptische Muslimbruderschaft. Sie übersetzte Werke von Hassan el-Banna und Saïd Qutb.
Die AKP näherte sich offiziell den Muslimbrüdern während des von Israel geführten Krieges gegen die Gaza-Bewohner in den Jahren 2008 / 09. Das führte die Regierung Erdogan dazu, das von den Muslimbrüdern unter dem Deckmantel einer humanitären Vereinigung und unter dem wachsamen Auge der CIA organisierte Projekt der Freiheitsflotille zu unterstützen [12].
Seit den frühesten Tagen des Arabischen Frühlings unterstützte die AKP Rached Ghannouchi in Tunesien, Mahmoud Jibril in Libyen und Mohamed Mursi in Ägypten. Die Partei stellte der Muslimbruderschaft Experten für politische Kommunikation zur Verfügung und riet ihnen, ihre Vision des Islam ihren jeweiligen Gesellschaften aufzudrängen.
Zeichen dieses Bundes war, dass Erdoğan im September 2011 die Einrichtung des Syrischen Nationalrates in Istanbul ermöglichte, der die syrische Regierung im Exil werden sollte; eine Instanz, die vollständig von der Muslimbruderschaft kontrolliert war [13].
Im Jahr 2012 begrüßte Erdoğan auf dem AKP-Kongress die an der Macht befindlichen Leiter der Muslimbruderschaft, den Ägypter Mohamed Mursi und den Palästinenser Khaled Meschal. Ebenso organisierte er am 10. Juli 2013 eine Konferenz der Muslimbrüder, an der Youssef Nada, Mohammad Riyad al-Shafaka (der Führer der Muslimbrüder in Syrien) und Rached Ghannouchi teilnahmen. Als Vorsichtsmaßnahme waren es seine ehemaligen Freunde der Milli Görüş und nicht die AKP, welche die Einladungen vergeschickt haben.
Erdogan im Palast
Präsident Erdoğan empfängt in seinem brandneuen Palast; er war umgeben von 16 kostümierten Soldaten, die als Krieger die 16 ihm vorausgegangen türkischen Reiche verkörperten.
Als im September 2014 Katar einen Krieg mit Saudi-Arabien vermeidet, indem es die Muslimbrüdern auffordert, das Emirat zu verlassen, ergreift Erdoğan wieder seine Chance und wird der einzige Sponsor der Bruderschaft auf internationaler Ebene.

Die Zukunft der Türkei

Es war Leichtsinn, Recep Tayyip Erdoğan als einen Neo-Osmanen einzustufen. Sein Projekt war nie, das Osmanische Reich wieder aufzubauen, sondern ein “neues” zu erstellen, mit seinen eigenen Regeln. Er hat geglaubt, sich abwechselnd auf die Fantasie des Kalifats (mit Hizb Ut-Tahrir, dann mit ISIS) oder den Panturkismus (“Tal der Wölfe“) stützen zu können.
Es ist auch falsch, als man ihn als autoritären Politiker beschrieben hat. In Wirklichkeit hat er sich immer wie ein Rudelführer benommen und man sagt von einem Bandenführer nicht, er sei autoritär. Als er in vielen strafrechtlichen Fällen in flagranti ertappt wurde, reagierte er immer mit Leugnen des Offensichtlichen und durch Entlassung oder durch Festnahme der Polizei und Richter, die das Gesetz anwendeten.
Auch wenn es Recep Tayyip Erdoğan gelingen sollte, die MHP, oder zumindest 18 ihrer Mitglieder zu bestechen, um eine Koalitionsregierung zu bilden, wird seine Partei nicht lange an der Macht bleiben.
Um sicherzugehen, dass sie nicht mehr mit der AKP konfrontiert werden, werden die USA wahrscheinlich die Trennung fördern, indem sie die Anhänger von Fetullah Gülen und die Unterstützer des verstorbenen Präsidenten Turgut Özal ermutigen, ihre eigene Partei zu bilden.
Die Regierung, die der AKP nachfolgen wird, sollte schnell die politischen Gefangenen freilassen und die korrupten islamistischen Führer verfolgen und verschiedene islamische Gesetze abschaffen, um die öffentliche Meinung zu befriedigen. Sie wird die Einmischung der Türkei in einen Angriffskrieg gegen Syrien beenden, aber müsste das Herausschleusen der Dschihadisten aus dem Irak und Syrien durch die CIA zu einem anderen Ort  gestatten. Sie wird von der finanziellen Unterstützung durch die USA profitieren können, sobald sie den Vertrag zwischen Präsident Erdoğan und Präsident Putin in Frage stellt.
Der Sturz der AKP sollte einen Rückzug der Muslimbruderschaft nach Katar auslösen, der einzige Staat, der ihnen jetzt noch wohlgesonnen ist. k,Muslim-Brudferschaft
Übersetzung
Horst Frohlich
[1] „30 Millionen Euro und die Stimme von Erdogan“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 25. Februar 2014.
[2] „Erdoğan greift Gülen offen an“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 24. November 2013.
[3] „Der gerichtliche Staatsstreich der AKP“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 20. August 2013.
[4] “Israeli general says al Qaeda’s Syria fighters set up in Turkey”, Dan Williams, Reuters, January 29, 2014.
[5] Die School of the Americas war eine von der CIA während des Kalten Krieges in Panama erstellte Schule für Folter.
[6] „Erdoğan empfing heimlich einen Al-Qaida Bankier“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 6. Januar 2014.
[7] „Kobané, Objekt aller Lügen“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 2. November 2014.
[8] „Türkei verhaftet Staatsanwälte, die in Sachen Islamisches Emirat ermitteln“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 12. Mai 2015.
[9] “Once NATO enemies in Iraq and Afghanistan, now NATO allies in Libya”, by Webster G. Tarpley, Voltaire Network, 24 May 2011.
[10] „Die Syrische Freie Armee wird von dem Militärgouverneur von Tripolis kommandiert“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 19. Dezember 2011; «Islamistas libios se desplazan a Siria para «ayudar» a la revolución», por Daniel Iriarte, ABC (España), Red Voltaire , 19 de diciembre de 2011.
[11] „Ist für Ankara das Massaker eine politische Option?“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 27. Oktober 2014.
[12] « Flottille de la liberté : le détail que Netanyahu ignorait », par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 6 juin 2010. [« Freiheitsflotte: ein Detail das Netanyahu nicht kannte »] (auch auf Englisch)
[13] Der Rat war ursprünglich unter dem Vorsitz von Professor Burhan Ghaliun, von der westlichen Presse als “weltlicher Aktivist” dargestellt, obwohl er seit 2003 der politische Berater von Abbassi Madani (Präsident der Islamischen Front des Heils in Algerien) war. Der Rat ist heute unter dem Vorsitz von Georges Sabra, als ’marxistischer Christ’ dargestellt, obwohl er gerade die Pilgerfahrt nach Mekka gemacht hat.
Quelle: http://www.voltairenet.org/article187878.html

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